Betten Salle - Blauer Hingucker

Betten Salle Bünde - Blauer Hingucker
Seit den 30er Jahren befindet sich das Gebäude in Familienbesitz.

Bünde. Steinerne Häupter wachen von der hohen Fassade über die Fußgängerzone. Verzierungen schmücken die Fensterläden und das Holz der Eingangstür. Es sind Details, die das Bauwerk an der Eschstraße 20 mit der blau gefliesten Fassade so besonders machen. Dabei wären viele der kunstvoll gestalteten Hingucker in den 1960er Jahren fast für immer verloren gegangen.

„Schlichtheit war damals zeitgemäß“, erinnert sich Michael Salle, gemeinsam mit Schwester Ilona Heldt Besitzer des Hauses. Die hohen Schaufenster des Bettengeschäfts seien deshalb teilweise mit Sperrholzlatten vernagelt und die rechte Eingangstür von seinen Schnitzereien befreit worden. Alles habe schön glatt gestaltet werden sollen. Für Michael Salle unverständlich: „Ich fand das grausam. In den 80ern haben wir begonnen, die Details zu rekonstruieren.“

Fotos aus der Ursprungszeit des 1900 gebauten Hauses, das der Bochumer Bergwerksdirektor Wilhelm Schröder für seine Freundin errichten ließ, lieferten die Pläne zur Umgestaltung nach altem Vorbild. In dutzenden Arbeitsstunden stellten Restaurateure fast 100 Prozent der alten Schnitzereien wieder her. Das sei gleichzeitig kostenaufwendig und wegen des Geschäftsbetriebes nicht immer einfach gewesen, sagt Salle. „Aber die authentische Rekonstruktion war uns sehr wichtig.“

Salle und seine Schwester sind groß geworden mit und in dem Prachtbauwerk an der Eschstraße 20. Seit Großvater Fritz Salle es in den 30er Jahren erwarb, ist es im Familienbesitz und beherbergt Bündes traditionsreichstes Geschäft rund ums Bett. In den Verkaufs- und Ausstellungsräumen verschmelzen moderne Matratzentechnologien und weitere zeitgemäße Artikel mit dem Gebäude, das von Einflüssen aus Klassizismus, Jugendstil und Gründerzeit geprägt ist. 112 Jahre alte italienische Fliesen führen zu einer geschwungenen Holztreppe, die in die erste Etage führt. Trotz antiken Alters ächzt sie unter keinem Schritt.

Schöne Verzierungen an der Tür
Schöne Verzierungen an der Tür.
FOTO: HENDRIK STEFFENS

„Das Treppenhaus haben wir in den 1990ern machen lassen. Eine Sisyphosarbeit war das“, sagt Ilona Heldt. Mehr als 1.000 Arbeitsstunden habe es bedurft, den Handlauf sowie jede Treppenstufe einzeln zu überarbeiten. Über finanzielle Aufwendungen sprechen die Geschwister ungern. Doch neben einigen Subventionsgeldern, die das Land für das 1985 unter Denkmalschutz gestellte Gebäude aufwandte, dürften Sanierungsarbeiten die private Börse der Salles strapaziert haben. „Ich stecke eben viel Herzblut in das Haus“, sagt Salle.

Auch in den vergangenen Jahren nach der Jahrtausendwende waren an und in dem Haus Betten Salle immer wieder Handwerker zu sehen. Die Restaurationsarbeiten, so ist es mit alten Häusern, hören niemals auf. Kleine Baustellen für die kommenden zehn Jahre haben Salle und Heldt schon vor Augen, doch das Leuchten in den Augen bleibt, wenn sie von dem steinernen Kunstwerk sprechen und alte Fotografien davon betrachten. Auf der Ältesten sind noch Pferdekarren zu sehen, die Waren zum Geschäft transportieren, ein anderes zeigt den Vater vor der zentralen Eingangstür. „Hin und wieder ist es anstrengend, diese alten Mauern intakt zu halten. Doch dann hält man sich die Geschichte vor Augen, die sie beherbergen und dann sind die Mühen gerechtfertigt“, sind sich die Geschwister einig.

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